Neue Bands begeistern Langenthaler und Gäste
Beim Langenthaler Schützenfest 2018 kamen Schützen und Gäste nicht nur auf der Tanzfläche ins Schwitzen. Bei Temperaturen um die 30 Grad fiel das Tragen der grünen Uniform nicht gerade unter die Vergnügungssteuerpflicht, doch die schattige Schützenhalle sowie die Aussicht auf kühle Getränke und gute Stimmung lockten erneut Hunderte von Besuchern aus Langenthal und den umliegenden Ortschaften zum Festplatz. Nach der traditionellen Eröffnung des Festes am Samstag in Form dreier Böllerschüsse aus der vereinseigenen Kanone, sorgte der vom Langenthaler Spielmanns- und Musikzug wieder einmal exzellent vorgetragene Zapfenstreich für Gänsehaut bei den Gästen und leitete zugleich den ausgelassenen Tanz- und Partyabend ein. Die passenden Rhythmen dazu lieferte in diesem Jahr erstmals die „Yellow“-Band, die bei ihrem Debüt in Langenthal das Publikum auf Anhieb bestens unterhielt und in Bewegung versetzte.
Viel Zeit zur Regeneration blieb den Musikanten sowie den Vorstandsmitgliedern am Sonntag nicht, denn ab halb neun beendete das Weckspiel die Schlafenszeit. Den anschließenden Gottesdienst in der Schützenhalle gestaltete in diesem Jahr Pfarrer Karsten Leischow, der es sichtlich begrüßte, nach einigen Jahren wieder diese Gelegenheit zu bekommen. Mit dem großen Festumzug wartete am frühen Nachmittag der nächste Höhepunkt auf die Langenthaler: Die eigene Fahnenabordnung und Schützenkompanie zogen in Begleitung der örtlichen Vereine sowie sechs auswärtiger Schützenbruderschaften und -vereine, musikalisch flankiert von drei Kapellen, durch das Kirschendorf. Im Rahmen des Festaktes verabschiedete Oberst Carsten Gustmann den Oberleutnant Lothar Stromberg und ernannte Fahnenoffizier Martin Henze zu dessen Nachfolger. Die Fähnriche Jochen Neutze und Nils Henze wurden zu Fahnenoffizieren ernannt und konnten beim traditionellen Parademarsch gleich ihre Beherrschung des Stechschritts unter Beweis stellen.
„Da ging richtig der Punk ab“
Am Sonntagabend erlebten die Besucher des Schützenfestes den ersten Auftritt der Band „Estanas“ in Langenthal. Die Formation aus dem thüringischen Eichsfeld überzeugte bei ihrer Premiere von Beginn an in punkto Qualität, Musikauswahl und Präsentation und sorgte maßgeblich dafür, dass der Sonntagabend von Gästen aller Generationen als so unterhaltsam wie lange nicht wahrgenommen wurde. Natürlich durften auch die Ehrungen verdienter Mitglieder nicht fehlen. Adolf Wegner, Dieter Baumann, Bernd Weifenbach und Werner Noll erhielten eine Auszeichnung für ihre 50-jährige Mitgliedschaft; Hans-Friedel Hille, Josef Jahn sowie der Ehrenvorsitzende Günter Busch wurden für 40 Jahre Vereinsangehörigkeit geehrt.
Dass der Auftritt am Sonntag keine Eintagsfliege sein sollte, bewiesen die „Estanas“ eindrucksvoll am Montag. Nachdem die Langenthaler Musikanten am Morgen zuverlässig wie immer jene Atmosphäre in die Schützenhalle gezaubert hatten, die den traditionellen Frühschoppen der Männer zu einem einzigartigen Erlebnis macht, gönnten die „Estanas“ den durstigen Freibiertrinkern keine Verschnaufpause, sondern trieben die Stimmung auf den Siedepunkt. „Es ist einfach nur der Wahnsinn“, so der Kommentar eines Schützen aus einem westfälischen Nachbarverein. Auch Esther Dilcher, Bundestagsabgeordnete für den Kreis Waldeck, ließ sich bei ihrem ersten Besuch des Schützenfestes von der ausgelassenen Freude anstecken. „Da ging richtig der Punk ab. Spitzenklasse!“, kommentierte sie bei Facebook.
Karotten, Schleier und Hasenohren
Als die Männer ihren Durst reichlich gestillt hatten, konnte die SPD-Politikerin erleben, wie es aussieht, wenn in Langenthal die Frauen das Regiment übernehmen und das Fest tatsächlich zum „anderen“ Schützenfest machen. Unter Regie von Frauenfeldwebel Larissa Bachmann zeigten sich die Langenthalerinnen wieder einmal sehr kreativ, was die Kostümierung der Offiziere betrifft. Der Spieß Stefan Rolwes wurde in eine lebensgroße Karotte verwandelt, für Adjutant Hendrik Baumann gab es anlässlich seiner bevorstehenden Hochzeit einen modischen Schleier. Die Fahnenoffiziere bekamen Hasenohren auf die Mützen gesetzt und Wasserbomben auf die Jacken geschleudert. Aufgrund der Wärme entschieden sich die Frauen dafür, den Umzug als auch den Parademarsch abzukürzen, was am tollen Erscheinungsbild nichts änderte. Stephanie Gora war es vergönnt, nach bewährter Tradition an der Frauenfahne ein Bändchen anzubringen, das nun für immer an ihre Hochzeit erinnert. Bei gratis Likör ließen es die Frauen von nah und fern am Montagabend so richtig krachen, denn auch hier zeigten die „Estanas“ eine bärenstarke Leistung. Während die meisten Frauen in der Halle bis zur Erschöpfung tanzten, machten es sich viele Männer auf Stühlen und Bänken vor der Halle bequem und genossen die warme Sommernacht. Viele Langenthalerinnen und Langenthaler waren sich am Ende einig: So stimmungsvoll hatten sie das Schützenfest lange nicht mehr erlebt.