Seine Ursprünge hat das Schützenwesen in der Heimat- und Ortsverteidigung des Mittelalters. So fand im Jahre 1545 auf Veranlassung von Landgraf Philipp eine Musterung zum Aufbau der Landesverteidigung statt. Auf dem Musterungszettel (Staatsarchiv Marburg) sind auch Schützen aus „Langetall“ aufgeführt. Der Zettel trägt das Datum 12.4.1545 (Quasimodogeniti – Sonntag nach Ostern 1545). Dort sind auch Namen genannt (Weyffenbach, Kolstede), die heute noch als Familiennamen in Langenthal geläufig sind (Weifenbach, Kohlstädt).
An Vereine im heutigen Sinne hat damals niemand gedacht. Die Menschen hatten zur Erhaltung ihrer existenziellen Lebensgrundlagen ganz andere Probleme. Dennoch betrachten wir das Jahr 1545 als nachweisbaren Ursprung des Schützenwesens in Langenthal und haben daher 1995 ein Jubiläumsfest zu „450 Jahre Schützenwesen“ gefeiert. Das Vereinswesen im heutigen Sinne hat sich in Nordhessen erst Anfang des 20. Jahrhunderts durchgesetzt. So ist in Langenthal z.B. im Jahre 1909 ein Turn- und Sportverein gegründet worden. In diesen Jahren wird auch erstmals ein Schützenverein gegründet worden sein. Schriftstücke darüber sind – wohl eine Folge der zwei Weltkriege – nicht mehr vorhanden. Die Erinnerung älterer Mitbürger und ein Foto vom Ende der 1920er Jahre belegen aber, dass schon viele Jahre vor dem 2. Weltkrieg in Langenthal Schützenfeste gefeiert wurden. Es gibt sogar glaubhafte Quellen, die den Schluss nahelegen, dass die Langenthaler bereits in den 1870er Jahren eine Art Heimat- oder Schützenfest gefeiert haben – mit einem Umzug, an dem auch schon die Frauen teilnahmen. Das Foto aus den 1920er Jahren belegt die Tradition, dass es schon damals einen Oberst und den Umzug einer „Frauenkompanie“ gab. Dagegen waren Schützenkönige, Königpaar und Hofstaat in Langenthal nie üblich. Man kann vermuten, dass für einen solchen Luxus in dem armen Bergdorf nie genügend Geld war. So gibt es bei dem jährlich stattfindenden Schützenfest auch heute „nur“ einen Oberst und montags jeweils einen Umzug der „Frauenkompanie“. Der dabei vollführte Brauch, dass die Frauen, die im jeweils vorhergehenden Jahr geheiratet haben, ein Bändchen mit ihrem Mädchennamen, ihrem neuen Namen und dem Datum der Hochzeit an der Frauenfahne anbringen, reicht ebenfalls bis in die Zeit vor dem 2. Weltkrieg zurück. Im Brautkleid nehmen sie allerdings „erst“ seit 1991 am Umzug teil.
Eine weitere historische Ursache für den heutigen Charakter des Festes wird in der besonderen Lage Langenthals gesehen. Direkt an der Grenze zum katholischen Erzbistum Paderborn gelegen, mussten sich die Einwohner gegen mögliche Übergriffe verteidigen – sei es durch Söldner, oder eine eigene Landwehr. Daraus resultieren die militärisch geprägten Elemente des Festes, zum Beispiel der Zapfenstreich und der Parademarsch. Noch heute erinnert der erste der drei Böllerschüsse zur Eröffnung des Festes an die Notwendigkeit zur Verteidigung von Hab und Gut und den Schutz der Familie als Ursprung des Schützenwesens in Langenthal.
Außerdem ist erwähnenswert, dass das Schützenfest anfangs auch als „Kirschfest“ bekannt war. Das mit Kirschen immer reich gesegnete Dorf wollte den Abschluss der jährlichen Ernte gebührend feiern – das erklärt, warum das Fest schon immer Ende Juli stattgefunden hat. Zu diesem Zeitpunkt war die Kirschenernte nämlich in der Regel eingebracht.
Der Schützenverein „Einigkeit“ Langenthal e.V. in seiner heutigen Form ist 1952 oder 1953 wieder gegründet worden. Sein erster Vorsitzender war Emil Alberding. Ein Gründungsdokument können wir allerdings nicht vorweisen. Es steht lediglich fest, dass der Verein am 30.5.1969 im Register des Amtsgerichtes Hofgeismar eingetragen worden ist, mit dem Hinweis: „Die Satzung ist am 26.2.1955 errichtet …worden“. Dazu passt, dass auch die Schützenhalle zwischen Anfang und Mitte der 1950er Jahre aus eigener Kraft errichtet wurde. Wir gehen – aus Gründen der sicheren Nachweisbarkeit – von 1955 als Wiedergründungsjahr aus. Daher haben wir im Jahre 2005 unser 50-jähriges und im Jahr 2015 unser 60-jähriges Bestehen groß gefeiert.
Unser Schützenfest in der heutigen Form verbindet diese Traditionen mit moderner Unterhaltung. So ist neben dem Frühschoppen der Männer am Montagmorgen der große Stimmungsabend der Schützenfrauen am Montagabend ein Highlight, das weit über die Grenzen unseres schönen Dorfes hinaus bekannt und beliebt ist.
Ein weiteres Dokument zur Geschichte steht unter Downloads zur Verfügung.